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Steven Soderbergh: Yes 9012 Live (US/CA 1985). A longform concert video shot at Northland Colisseum, Edmonton, Alberta, Canada. |
"Sinn fürs Spiel"
Von Antti Alanen
In: Frank Arnold (Hrsg.): Experimente in Hollywood. Steven Soderbergh und seine Filme. Mainz: Bender Verlag, 2003.
Auftakt mit Musikvideo
Ein langes Musikvideo mit experimentellen Verfremdungseffekten: Kein unpassender Start für einen Regisseur, der Richard Lester und Jean-Luc Godard zu seinen Vorbildern zählt.
Bezüglich der Autorenschaft allerdings sollte man den Nachspann genau lesen. YES 9012LIVE ist ein Konzertfilm unter der Regie von Steven Soderbergh, mit visuellen Effekten von Charlex und unter der künstlerischen Oberleitung von Chris Squire. Die Autorenschaft ist also dreifach: sie ist “Yes”, Soderbergh und Charlex zuzuschreiben.
YES 9012LIVE wurde nur als Verkaufvideo herausgebracht, aber es war eine gross angelegte Produktion für den extravaganten Rock-Giganten, der gerade sein Comeback erlebte. Das Werk wurde hoch angesehen und für einen Grammy als bestes langes Musikvideo nominiert.
Steven Soderbergh gehört also zu der bedeutsamen Gruppe zeitgenössischer Filmemacher, die in die Kinowelt via Musikvideo eingedrungen sind. Anders als bei Russell Mulcahy, David Fincher, Spike Jonze oder Michel Gondry blieb seine Musikvideoerfahrung jedoch sehr begrenzt. Soderbergh war nur an diesem einzigen Projekt, der Yes 9012Live Tournee, beteiligt.
Yes, der Regenerator
“Yes” wurde in 1968 in England von Sänger Jon Anderson und Bassgitarrist Chris Squire gegründet und entwickelte sich zu einer der erfolgreichsten Bands des Progressive Rock der siebziger Jahre. Die britische Psychedelic-Musik war ihr Hintergrund, und von Crosby Stills and Nash und Emerson Lake and Palmer beeinflusst, zählten zu ihren Mitgliedern mehrere klassisch ausgebildete Musiker.
Als eine der ersten und populärsten Vertreterinnen des Symphonic Rock war Yes eine naheliegende Zielscheibe für die Punk- und New Wave-Bewegung der siebziger Jahre. Nachdem die Band 1981-1982 gleich zwei Jahre pausiert hatte, erlebte sie 1983 jedoch ein grosses Comeback mit dem Album “90125” . Dessen Titel bedeutet nichts; er ist lediglich dem Produktionsnummernkatalog der Schallplattenfirma entnommen. Owner Of A Lonely Heart aus dem Album brachte es als ausgekoppelte Single zur Nummer Eins in den Charts und wurde der grösste Hit von Yes überhaupt. Zum neuen Sound der Band trugen zwei Trevors wesentlich bei: der Spitzenproduzent Trevor Horn und der neue Gitarrist Trevor Rabin. Im Jahr 1984 machte “Yes” ihre grösste Tournee aller Zeiten - in deren Nonsense-Titel ”9012Live” war die Nummer "Five" des Albumtitels durch "Live" ersetzt. 1985 wurde der Konzertfilm YES 9012LIVE auf Video veröffentlicht, parallel erschien das Begleitalbum “9012Live The Solos”.
Während ihres Bestehens hat “Yes” zahlreiche faszinierende Änderungen in ihrer Zusammensetzung erlebt. Deren Chronik hat Chris Welch in seinem Buch Close to the Edge: The Story of Yes (1999) definitiv aufgezeichnet. Zur Besetzung während der Tournee von 1985 gehörten: die beiden Begründer
* Jon Anderson (geb. John Roy Anderson, 1944, Accrington, Lancashire, England): der Sänger, dessen hohe Stimmlage unverwechselbar den Sound der Band mitbestimmt hat, und
* Chris Squire (geb. 1948, Kingsbury, Wembley, England): der meisterliche Bassist (als solcher mehrfacher Sieger bei Umfragen von Musikerzeitschriften), Co-Vokalist - und das einzige Mitglied, das die Band nie verlassen hat, sowie
* Tony Kaye (geb. Anthony John Selvidge, 1946, Leicester, England): der Keyboarder gehörte zur Gründungsbesetzung, verliess die Band 1971 (seine Nachfolger hießen Rick Wakeman und Patrick Moraz) und war mittlerweile zurückgekehrt
* Alan White (geb. 1949, Pelton County, Durham, England): der Schlagzeuger wurde 1972 Nachfolger von Bill Bruford
* Trevor Rabin (geb. Trevor Charles Rabinowitz, 1955, Johannesburg, Südafrika): der Gitarrist & Sänger hatte kurz zuvor den formidablen Steve Howe ersetzt. Der von seinem Vorgänger gesetzte Standard war schwer zu erreichen, aber Rabin zeigte sich der Herausforderung gewachsen.
In den späten achtziger Jahren gab es zwei parallel arbeitende Yes-Formationen. Die Copyright-Konflikte führten zu juristischen Streitereien, wurden aber letztendlich doch aussergerichtlich beigelegt. “Yes” erfreut sich weiterhin einer breiten Anhängerschaft, und machte zuletzt 2001 eine Welttournee mit einem Symphonieorchester. Gleichgeblieben während all der Jahrzehnte sind der hohe musikalische Standard und der einzigartige Harmonie-Sound.
Mit seinem unverwechselbaren psychedelischen Logo hatte “Yes” ein starkes visuelles Image. Dessen Grundlage war seit dem Album “Fragile” (1971) die Zusammenarbeit mit dem Künstler Roger Dean, dessen Tolkien-inspirierte Albumhüllen mit fantastischen Motiven zu einem weiteren Warenzeichnen der Band wurden.
Ein neues Image
Beim Comeback von 1983 war die Notwendigkeit eines neuen Images offensichtlich. Die Zusammenarbeit mit Roger Dean war beendet worden und das Logo hatte die Band an ihren Ex-Gitarristen Steve Howe verloren. Auf der anderen Seite hatte “Yes” 1980 eine kurzfristige Besetzung mit Trevor Horn und Geoffrey Downes erfahren. Diese beiden Musiker hatten als “Buggles” im Jahr zuvor die Charts mit ihrem Video Killed The Radio Star erobert. Das Musikvideo dazu (Regie: Russell Mulcahy, 1979) bekam Symbolwert als der erste Clip, den das Musikfernsehen <oder meinst Du den Sender MTV?> im August 1981 ausstrahlte.
Das Musikvideo war zu einem bedeutenden internationalen Phänomen geworden. Music Television hatte die herkömmlichen Ideen der Fernsehprogrammplanung herausgefordert, und die verantwortlichen Künstler führten ein breites Spektrum von experimentellen Ideen ins kommerzielle Fernsehen ein. Das Musikvideo wurde ein aufregendes Ausdrucksmittel für Künstler wie Grace Jones und “Talking Heads”. Viel öfter allerdings war es ein Flut von Nonsense. Die ehrgeizigsten Künstler begannen, ihre Ambitionen mittels langer Videos auszudrücken. Zu diesen Pionierwerken gehört auch YES 9012LIVE, der mehr war als ein Konzertmitschnitt.
Talentprobe
Steven Soderbergh, geboren 1963, war erheblich jünger als die Mitglieder von “Yes”. Er hatte damals bereits Amateurfilme wie RAPID EYE MOVEMENT gedreht, für das Fernsehen (u.a. für NBC und Showtime) ebenso wie für eine Videoproduktionsfirma gearbeitet, als er 1984 von einem ‘Showtime’-Kollegen “Yes” empfohlen wurde. Die Band suchte seinerzeit nach einem jungen, billigen Regisseur, der bereit war, ein home movie für sie zu machen.
"So war ich 10 Tage lang mit ihnen auf Tournee und habe dabei einen Dokumentarfilm gedreht. Da ich nicht sonderlich gut bezahlt wurde, nahm ich eine ziemlich respektlose Haltung an, so daß dieser 30-Minuten-Film den frühen Filmen Richard Lesters ziemlich ähnlich war. Hauptsächlich wollte ich Spass haben, ohne mir groß Gedanken zu machen, wie sie reagieren würden - aber letztendlich gefiel ihnen meine Arbeit doch. Mit meinem Schnitt waren sie allerdings nicht zufrieden, so wurde ich nach London geschickt um ihn zu korrigieren. Dann schlugen sie vor, dass ich als Mittler zwischen der Band und einem anderen Regisseur tätig sein sollte, der den Auftrag hatte, eines ihrer Konzerte zu filmen. Das lehnte ich ab, weil mich das kränkte, und kehrte stattdessen nach Louisiana zurück. Zwei Monate später baten sie mich dann doch, ihr Konzert zu filmen. Ich war 21 Jahre alt, hatte nie ein Live Show gefilmt, und fand mich im Herbst 1984 in Kanada mit acht Panaflex-Kameras wieder, um 2 Konzertabende aufzunehmen. Alles ging gut und ich stellte den Film YES 9012LIVE im Sommer 1985 fertig. Ich erinnere mich, dass ich in ihren Büroräumen sass und darüber klagte, dass ich ein von mir verfasstes Drehbuch nicht verfilmen konnte. Sie gaben mir den Rat, einen Agenten zu finden. Das tat ich. Sie las mein Drehbuch, sah sich RAPID EYE MOVEMENT und ein Stück des Konzertfilms an, mochte alles und war einverstanden, mich zu vertreten." (Soderbergh im Interview mit Michel Ciment und Hubert Niogret, Positif, September 1989. Zitiert nach: Anthony Kaufman (Hg.): Steven Soderbergh: Interviews, University Press of Mississippi, Jackson 2002.)
YES 9012LIVE wurde 1985 veröffentlicht, und 1986 für einen Grammy als bestes langes Musikvideo nominiert. Mit der Agentin und diesen Referenzen bewaffnet, machte sich Soderbergh an SEX, LIES, AND VIDEOTAPE.
Drei Elemente
YES 9012LIVE verbindet drei Elemente: Konzertaufnahmen unter der Regie von Soderbergh, Spezialeffekte von Charlex und Archivfilmmaterialien der fünfziger Jahre, zusammengestellt von Richard Prelinger, Pierce Rafferty und Margie Crimmins. Charlex (New York) war seinerzeit die aufregendste und am meisten preisgekrönte Produktionsfirma von Spezialeffekten für Werbespots und Videoclips. Ihr berühmtester Clip war "You Might Think" (1984) für die Gruppe “Cars”, aber ihren "unmittelbar erkennbaren High-Tech-Stil" konnte man auch in "jeder Menge von zeitgenössischen Soft Drink-, Kaugummi- und Süssigkeiten-Werbespots" erblicken. Die Archivfilme waren "eine Fundgrube aus 1950er Materialien von abgedroschenen spiessigen Utopien, Wundern der Technologie usw." (Zitate aus Michael Shores Music Video: A Consumer's Guide [1987]). Rafferty und Crimmins waren durch den Kompilationsfilm THE ATOMIC CAFÉ (1982) über die Paranoia im Zeitalter der Atombombe berühmt geworden. Beim Schnitt war es jedoch letztendlich Soderbergh, der die drei disparaten Elemente zusammenfügte.
Signatur: Soderbergh
Es ist interessant, in YES 9012LIVE eine Reihe von Anknüpfungspunkten zu den zukünftigen Werken des damals 21-jährigen Regisseurs zu erkennen.
Zunächst fällt die anhaltende Bewunderung für die britische Popkultur der sechziger Jahre auf, in der “Yes” ihre Wurzeln hatte. Soderberghs Lieblingsregisseur ist Richard Lester, dessen Beatles-Filme wichtige Vorläufer der zukünftigen Musikvideoexplosion waren. Später sollte Soderbergh ein Interviewbuch mit Lester veröffentlichen, Getting Away with It (1999). Von Soderberghs Filmen sind besonders in THE LIMEY (1999) die sechziger Jahre ein entscheidender Referenzpunkt, wobei die dort von Peter Fonda gespielte Figur diese Dekade letztendlich auf "1966, 1967... das war's" einschränkt.
Zweitens erkennt man das Interesse, die Konventionen des linearen Erzählens, des Charakteraufbaus und des visuellen Ausdrucksregisters zu sprengen. Dieses Interesse ist sowohl typisch für Soderbergh als auch für das Musikvideo. YES 9012LIVE gab Soderbergh eine gute Gelegenheit, mit dem Schnitt zu experimentieren, und Montagen, die verschiedene zeitliche bzw. begriffliche Dimensionen miteinander verbinden, sind seitdem charakteristisch für sein Kino geworden. "Unser Verstand arbeitet ganz non-linear", erklärte er gegenüber Ciment und Niogret (Positif, April 1996).
Drittens erkennen wir das, was Anthony Kaufman Soderberghs "filmmaking-on-the-fly"-Haltung nennt: "Freiheit - beim Drehen, beim Stil und beim Stoff - mag das stärkste gemeinsame Element Soderberghs als Filmemacher sein". Kürzlich hat Soderbergh die Lust ausgedrückt, "to re-insert a sense of play in the films" <noch kursiv machen!>, den Sinn fürs Spielerische in die Filme wieder einzuführen. Diese Haltung, so charakteristisch für OCEAN'S ELEVEN (2001), war schon in YES 9012LIVE spürbar.
Viertens ist hier ebenfalls Soderberghs bevorzugtes Thema der Entfremdung und seine ständige Faszination für Aussenseiter zu finden. Der Film feiert die community, das Gemeinschaftserlebnis während des kolossalen Konzerts, aber es gibt auch ausgeprägte Themen der Einsamkeit in Liedern wie Owner Of A Lonely Heart und City Of Love, zudem ist der Konzertfilm mit fremden (und verfremdenden) Elementen durchsetzt. In den verwendeten Archivfilmen wiederholt sich die Idee, dass die Charaktere am falschen Ort oder in einer falschen Zeit existieren.
Eine Reise ins Land von “Yes”
Die Nummern 9 - 0 - 1 - 2 füllen einzeln das Bild, gefolgt vom Wort LIVE in Grossbuchstaben.
In einer stock footage-Szene erzählt ein junger Mann begeistert dem Vater seiner Freundin dass "die Generatoren den Rhythmus der Musik haben". Er liebt moderne Musik, und die Tochter tanzt schon in heiterer Erwartung von "something groovy". Stattdessen spielt er <der Vater??> eine Schallplatte von Mozart oder Beethoven, und das Mädchen zeichnet mit ihrer Hand ein grosses Quadrat (= square - Slangausdruck für spiessig) in die Luft. Aus dem Quadrat tauchen kosmische Dimensionen auf. Wir befinden uns in einer Fantasiewelt von fliegenden Würfeln und Videopostkarten. Eine riesige Struktur offenbart sich: ist sie das Mutterschiff einer Weltraumodyssee oder ein Fantasiekolosseum? Wir schweben in ihren Korridoren und treffen fliegende Maschinen und weitere Videopostkarten, bis wir das Land von “Yes” erreichen. Das Publikum begrüsst die Band begeistert während des Openers Cinema, eines Instrumentalstücks.
Leave It baut darauf auf. Wir lernen die Mitglieder von “Yes” mittels mehrfachen splitscreens und geschickt ausgeleuchteter Totalen kennen. Diese erlauben es uns, allen Musikern gleichzeitig zuzuschauen.
Kranaufnahmen werden mit wohlüberlegten Nahaufnahmen der Musiker montiert. Dann kehren wir zurück zu Bildern von Computerschirmen und Effekten auf dem neuesten Stand der Technik. Wir fahren durch eine magische Landschaft, wo Fantasiefenster Ereignisse von unzusammenhängendem Archivmaterial zeigen.
Hold On beginnt mit Konzertaufnahmen. Es gibt Blitzschnitteffekte zum Rhythmus der Trommel und verdoppelte sowie geteilte Bilder. Das Quadratmotiv kehrt zurück, diesmal von einem Mann gezeichnet, und durch das Quadrat haben wir wieder Zugang zu neuen magischen Kamerafahrten: durch ein Niemandsland mit Akrobaten und Zirkusszenen und durch eine Ruinenlandschaft mit Cheerleadern und technischen Testaufnahmen.
I've Seen All Good People beginnt in seinem ersten Teil Your Move ohne elekrische Verstärkung. Akustische Harmonien füllen den Soundtrack, und das Bild bleibt frei von Effekten. Dann befinden wir uns wieder in dem Fantasiekorridor mit den fliegenden Videopostkarten. Während bewegte Bilder im Korridor der Zeit hin und her fliegen, verliert man das Raumgefühl. Der zweite Teil All Good People ist voller Spezialeffekte, viele von ihnen mit Motiven vom Sehen, von Brillen, und auch von technischen Wundern wie dem Kino, dem Radio und dem Fernsehen.
In Changes erzählt der Liedtext von verlorener Liebe, und die Archivbilder scheinen sie widerzuspiegeln. Das Mädchen in dem Schwarzweiss-Material wird farbig, wie als Anzeichen dafür, dass es sich an einem falschen Ort oder in einer falschen Zeit befindet. Dieser Effekt nimmt den Film PLEASANTVILLE vorweg, den Soderbergh 1998 produziert hat.
Ein zusätzliches Intro geht der donnernden Ouvertüre von Owner Of A Lonely Heart voraus, dem damaligen grössten Hit von Yes. Das ganze Stück wird ausschliesslich in Konzertaufnahmen ohne zusätzliches Material gezeigt.
Dann kommen die zwei visuell ehrgeizigsten Stücke von YES 9012LIVE. Konzertaufnahmen von It Can Happen werden mit Wasser-Bildern montiert. Sie sehen aus wie Wassertestbilder und Dokumentarmaterial über Wasserkraft.. Es gibt eine beunruhigende Aufnahme von einem Mann, der den Hauptregler dreht, mit dem die Kraft offenbar ein- und ausgeschaltet werden kann. Der Schnitt mit seinen dramatischen Ritardandos und Accelerandos ist erstaunlich effektiv. Ein verblüffender Schlusspunkt wird gesetzt mit der Aufnahme einer Atomexplosion, gefolgt von donnerndem Beifall für “Yes”.
Dieser Schwung geht in City Of Love nicht verloren. Die Effektaufnahmen sind durch dunkelblaue Viragen geprägt, die eine postnukleare Welt assoziieren. Menschen werden offenbar durch lebensgrosse Puppen ersetzt, und als die Liedertexte Playboys und deren weibliche Pendants behandeln, werden die Bilder der Verdinglichung ergreifend. Ein Haus zerspringt gegen Ende, aber eine Rückwärtsaufnahme macht es wieder ganz.
Der Film erreicht seinen Höhepunkt mit dem dreiteiligen Starship Trooper. Die kraftvollen Interpretationen der Teile I, Life Seeker, und II, Disillusion, sind reine Konzertaufnahmen, unverdorben von Spezialeffekten. Der instrumentale Teil III, Würm, ist ein Feuerwerk, das alles bisher Gesehene summiert. Zum letzten Mal schweben wir in den Korridoren mit den bewegten Videopostkarten. Schliesslich vereinfachen sich die Bilder. Drei Lichter - ein rotes, ein blaues und ein gelbes - dominieren, während sich die Kolosseum-/ Mutterschiffstruktur in das neue “Yes”-Logo verwandelt. Dieses Logo ist ein Kreis, der durch den Buchstaben Y in drei Teile gespalten wird und damit an das Friedenszeichen erinnert.
Donnernder Beifall und zurück zu den Anfangsaufnahmen. "Meine Lieblingsplatte", sagt das Mädchen sarkastisch als die Symphonie endet. "Der Rhythmus der grossen Generatoren", antwortet ihr Vater.
Chaos und Harmonie
Der Konzertfilm YES 9012LIVE war bei seiner Veröffentlichung hoch angesehen und ist es immer noch. Für den jungen Regisseur war er eine höchst bemerkenswerte Leistung; dennoch gehört er nicht zur Meisterklasse der Konzertfilme. Ein David Mallet z.B. dreht stärkere Konzertfilme völlig ohne Spezialeffekte. Die ganze Begeisterung der elektrisch aufgeladenen Gemeinschaft vermittelt sich durch den geglückten Schnitt von den Totalen des Publikums zu ausdrucksvollen Nahaufnahmen der Musiker.
Zu geniessen ist bei YES 9012LIVE "the sense of play", der Sinn fürs Spielerische, das der Regisseur so hoch bewertet, und eben auch die Band und das Publikum. Eine genauere Beschäftigung mit den Liedertexten und den Fantasiewelten von “Yes” ist nicht unbedingt lohnend, und melodisch sind ihre Lieder ziemlich einfach. Ihre Stärke liegt in der reichen Harmonie, und in den Bildern von Soderbergh treffen wir als deren Gegensatz das Chaos. Es geht um Harmonie, die das Chaos besiegt, und falls es bei dieser Fantasiereise eine Botschaft gibt, ist sie sehr einfach die Bejahung der Lebenskraft, in einem Wort: Yes.
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[Hauptsächliche filmografische Daten:]
Grossbritannien / Kanada / USA © 1985 Dialog Music Ltd.
Für Atlantic Recording Corporation
Yes:
Jon Anderson (Sänger)
Tony Kaye (Tasteninstrumenten)
Trevor Rabin (Gitarrist & Sänger)
Chris Squire (Bassgitarrist & Sänger)
Alan White (Schlagzeuger)
1. "Introduction"
2. "Cinema" (Squire / Rabin / White / Kaye) 2'00"
3. "Leave It" (Squire / Rabin / Trevor Horn) 4'08"
4. "Hold On" (Rabin / Anderson / Squire) 6'19"
5. "I've Seen All Good People" (Anderson / Squire) 7'34"
6. "Changes" (Rabin / Anderson / White) 6'35"
7. "Owner Of A Lonely Heart" (Rabin / Anderson / Squire / Horn) 6'15"
8. "It Can Happen" (Squire / Anderson / Rabin) 6'54"
9. "City Of Love" (Rabin / Anderson) 10'00"
10. "Starship Trooper" (Anderson / Squire) 14'22"
Produzenten: Yes and Tony Dimitriades
Leiter des Besetzungsbüros: John B. House
Produktionsleitung in Kanada: Philip N. Fleishman (für Intraspace Filmworks)
Ein Konzertfilm unter der Regie von: Steven Soderbergh
Mit visuellen Effekten von: Charlex
Künstlerische Oberleitung: Chris Squire
Album: 90125 (Atlantic 1983)
Begleitalbum: 9012Live The Solos (Atlantic 1985)
Stücke 5 and 10 von: The Yes Album (Atlantic 1971)
Als Langspiel-Verkaufvideo herausgegeben:
Europa: Castle Communications PLC. CMV1049
Farbe und monochrom
Live-Konzertaufnahmen, Archivfilm der 1950er Jahre und Computeranimation
Dolby Stereo
67 min
[Zusätzliche filmografische Daten:]
Kamera: Reginald H. Morris, C.S.C.
Schnitt: Steven Soderbergh
Tonaufzeichunung: Paul Massey
Tonmischer: Trevor Rabin, Paul Massey
Bühnenbeleuchtung: Merle McLain
House Mixer: Paul De Villiers
Zusätzliche Tasteninstrumenten and Programmierung: Casey Young
Inspizient: Tom Gindera
Technischer Leiter: Steve Purcell
Regieassistenz: Anita Clearfield
Louma Crane Operator: Bob Keys; Assistenz: Stewart Allen
Leiter der Kameraführung: Harold Ortenburger
Kameraführung: Paul Birkett, Fred Guthe, Henry Fiks, Murray Magder, Harold Ortenburger, Bob New
Audio-Berater: Larry Blake
Maske: Lisa Morgan-Schulze
Friseuse: Mary Lou Green
Standfoto: John Harrell
Produktionskoordination: Kathryn Wardlaw
Kamera-Assistenz: Michael Hall, Leslia Hamm (2nd), Jim Head (2nd), Dan Heather, Perry Hoffman, Mitch Lalonde (2nd), Robert MacDonald, Carl Scherer, Ernie Spiteri, Peter Woeste
Grips: Loris Mattiello, Randy Swanson, Eddie Washington, Bill Wincup
Yes Road Crew (in alphabetischer Reihenfolge): Roy Bickel, Steven Cater, Richard Davis, Toby Errington, Robert Gerschengeld, Jeff Gilreath, The Goon, Michael Green, Steve Hamelin, Jeff Harvey, Mickey Heyes, Rex King, Susan Lampson, Tom Lyster, Jack McEwe, Pete Pelland, J.C. Prenner, Joe Ravitch, Dave Stewart, Nu Nu Whiting, John White, John Wismer, Bob Yurko
Multi-Kamera-Synchronisierung: Billy Youdelman
Telecine: Rich Garibaldi
Tonaufzeichunung mit: The Record Plant Mobile (Scott Stogel, Nick Basich, Craig Engel)
Tonmischung bei: The Master's Workshop
Digital Mastering von: McClear Place
Zusätzliche Postproduktion: The Alndon Group, Inc.; VTR Productions, Ltd.
Yes Tour 1984 gefördert von: Sparkomatic Car Sound
Yes Verwaltung: Tony Dimitriades, Elliot Roberts (Lookout Management)
Design, Produktion und Regie der visuellen Efekte: Charlex
Archivfilme und -Photos geliefert von: Richard Prelinger, Pierce Rafferty, Margie Crimmins (New York)
Modelle von: Michael Sullivan
Gefilmt live in: Northland Colisseum, Edmonton, Alberta, Canada
Charlex Production Design: Malcolm McNeill
Charlex Produzent: Peter Mavromates
Produktionsleiter: Alan Santos
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Aus dem englischen Originaltext übersetzt von Antti Alanen und Frank Arnold. Herzlichen Dank an Madeleine Bernstorff.
Danksagung: Jouko Ruokosenmäki, Asko Alanen.
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Antti Alanen. Geboren 1955 in Helsinki, Finnland. Studium in Tampere, Berlin-West, und Los Angeles. Programmchef des Finnischen Filmarchivs seit 1985. Filmkritiker und -Historiker. Mitglied der Programmkommission des FIAF. Bücher in finnisch:
1982 Marilyn – eine nackte Maske
1985 Der schwarze Spiegel. Geschichte des Horrorfilms (zusammen mit Asko Alanen)
1992 Elektrische Träume. Das Musikvideo, oder: Kunst zum Pop (Design: Ilppo Pohjola)
1995 MMM Filmführer. 1000 wichtige Filme zur Hundertjahrfeier des Kinos
Übersetzungen von Simmel, Benjamin, etc. Als Leiter der Finnischen Filmkontrolle 1997–1998 Beitrag zur Reform der Zensurgesetze. Lebt in Helsinki. antti.alanen@sea.fi
...
A chapter published in the book:
Frank Arnold (ed.): Experimente in Hollywood. Steven Soderbergh und seine Filme. Mainz: Bender Verlag, 2003. (Antti Alanen: "Sinn fürs Spiel – Yes 9012Live.")
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